Ethik

Folgende Einrichtungen stellen sicher, dass ethisches Handeln im Krankenhaus nicht nur eine Frage des persönlichen Engagements einzelner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleibt, sondern ein Qualitätsbaustein in Form einer geteilten Entscheidungsfindung unter Berücksichtigung aller Verantwortlichkeiten.

Ethikbeirat (EB) der Vinzenz Gruppe

Der Ethikbeirat (EB) der Vinzenz Gruppe ist ein Forum für ethische Fragen im klinischen Alltag. Wir arbeiten im Auftrag der Geschäftsführung häuserübergreifend mit Delegierten aus allen Krankenhäusern der Vinzenz Gruppe zusammen.

Ethikkommission

Ethikkommissionen sind nach gesetzlichen Vorgaben zusammengestellte Institutionen, die nach genau definierten Richtlinien zum Schutz von Teilnehmern an klinischen Prüfungen (wissenschaftliche Studien) agieren. Laut Gesetz handelt es sich daher um „ein unabhängiges Gremium, das sich aus Angehörigen von Gesundheitsberufen und in nichtmedizinischen Bereichen tätigen Personen zusammensetzt und dessen Aufgabe es ist, den Schutz der Rechte, die Sicherheit und das Wohlergehen der Prüfungsteilnehmer zu sichern und diesbezüglich Vertrauen der Öffentlichkeit zu schaffen“.

Ohne die Genehmigung einer Ethikkommission darf keine klinische Prüfung (wissenschaftliche Studie) durchgeführt werden.   

Klinisches Ethikkomitee (KEK)

Dieses Forum beschäftigt sich mit ethischen Fragen im klinischen Alltag und ist Ansprechpartner für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses. Das Klinische Ethikkomitee (KEK) trifft sich einmal im Monat. Es begleitet und reflektiert die praktische Ethikarbeit im Haus und versteht sich als Unterstützung in komplexeren ethischen Fragen und Konflikten zwischen den Mitarbeitenden, den Patient/innen und deren Angehörigen sowie den Führungsverantwortlichen.

Aufgaben

  • Kritisch-konstruktive Auseinandersetzung mit ethischen Fragen
  • Ethische Beratung bei der Behandlung, Pflege und Versorgung von Patient/innen
  • Organisation von ethischen Fallbesprechungen/Konsilen im Anlassfall
  • Unterstützung bei Fort- und Weiterbildung
  • Bewusstseinsbildung und Ermutigung zur Wahrnehmung und Bearbeitung von ethischen Fragen im Klinischen Alltag, etwa im Rahmen eines Ethischen Konsils

Ethisches Konsil

Alle Mitarbeiter/innen im St. Josef Krankenhaus Wien begegnen tagtäglich ethischen Fragen und Herausforderungen. Eine ethische Frage entsteht immer dann, wenn unklar ist, wie in einer bestimmten Situation zu handeln ist. Und: Unsere Mitarbeiter/innen finden jeden Tag entweder aufgrund ihrer Erfahrung und Kompetenz und/oder im interprofessionellen Dialog Lösungen für ethische Probleme, z.B. bei der Pflegevisite, in den multiprofessionellen Palliativbesprechungen oder in den Tumorboards.

Trotz allen Bemühens und aller Aufmerksamkeit gelingt es manchmal nicht, ein ethisches Problem sofort zu lösen. Die Ursache dafür können unterschiedliche Anliegen und Werte von Patient/innen, den Angehörigen und Vertreter/innen der klinischen Berufe sein. Solche ethischen Fragestellungen werden auf Station in Routinebesprechungen, in einem expliziten Ethikkonzil oder auch als Anfrage an das Ethikkomitee bearbeitet.

Ein klinisches Ethikkonsil

  • unterstützt und begleitet Behandlungsentscheidungen in Bezug auf Wert- und Zielkonflikte
  • wird insbesondere in Dilemmata-Situationen, häufig mit (unauflöslichen) Widersprüchen, notwendig
  • ist eine strukturierte und moderierte Form der Auseinandersetzung nutzt Unterschiede und Perspektivenwechsel

 

Position der Vinzenz Gruppe zum assistierten Suizid

Dem Leben zugewandt

In unseren christlichen Gesundheitseinrichtungen achten wir das Leben eines jeden Menschen als Geschenk Gottes. In seiner Offenheit und Begrenztheit bleibt es letztlich unverfügbar und einzigartig. Wir verstehen jeden Tag des Lebens als Einladung Gottes in und mit seiner Liebe zu wachsen und in diesem Sinne füreinander da zu sein. Aus dem Vertrauen, dass Christus uns so zu einem erfüllten Dasein begleitet, ist uns der umfassende Schutz des Lebens ein Herzensanliegen.

Dafür setzen wir unsere Kräfte ein. Deshalb wollen wir besonders Menschen, die für ihr Leben Betreuung, Behandlung oder Begleitung brauchen, stärken und für sie sorgen.

Uns gegenüber geäußerte Wünsche, sterben zu wollen und dafür Suizid zu erwägen, nehmen wir ernst. Wir suchen deren Ursachen und Umstände zu ergründen. Gemeinsam mit den Betroffenen wollen wir nach Alternativen suchen, die Trost und Linderung schaffen und bis zuletzt Lebensperspektiven eröffnen. Unsere Mitarbeiter*innen vernetzen sich dafür in interprofessionellen Teams. Wir bieten palliativmedizinische, psychologische und seelsorgerische Begleitung an. Wir achten selbstkritisch darauf, dass wir nicht mit einer medizinischen oder pflegerischen Über- bzw. Unterversorgung den Leidensdruck verstärken. In diesem Zusammenhang legen wir die Errichtung einer Patientenverfügung bzw. die Durchführung eines Vorsorgedialoges nahe. Wir bemühen uns mit menschlicher und fachlicher Kompetenz die Lebensumstände so mitzugestalten, dass es möglich wird, das Leben bis zu seinem natürlichen Ende anzunehmen und zu leben.

Der assistierte Suizid kann aus unserem christlichen Lebensverständnis heraus niemals Teil unseres Angebots-Spektrums sein. Wir können als Organisation dafür keine förderlichen Rahmenbedingungen schaffen. Unsere Mitarbeiter*innen dürfen keine Handlungen setzen, die bei einem Suizid helfen. Wir führen in unseren Einrichtungen unsererseits nichts aus, was unmittelbar der Vorbereitung bzw. Durchführung eines Suizids dient.

Will jemand zum ausschließlichen Zweck der Durchführung eines Suizids in eine unserer Einrichtungen aufgenommen werden, widerspricht das unserem Sorgeverständnis. Eine solche Aufnahme ist für uns nicht möglich. Sind die Voraussetzungen für eine Behandlung oder Betreuung gegeben und wird die Überlegung einer Suizidbegleitung geäußert, weisen wir darauf hin, dass wir Suizidhilfe ablehnen und es dafür keine Unterstützung durch uns geben wird. Wir bieten unsere Sorgehandlungen an, um das Leben dieses Menschen zu stärken.

Sollte eine Person, die in einer unserer Einrichtungen lebt bzw. in Betreuung ist, sich trotz unserer Bemühungen zum Schritt des assistierten Suizids entschließen, vermitteln wir, dass wir das nicht gutheißen und nicht unterstützen werden. Wir weisen darauf hin, dass unsere Einrichtung kein Ort für assistierten Suizid ist und bitten das aus Respekt vor unseren Mitarbeiter*innen und vor unserer Institution zu achten. Wir akzeptieren jedoch diesen Entschluss. Wir respektieren die Privatsphäre und die Selbstbestimmung. Und wir betreuen diesen Menschen weiterhin im lebensstärkendem Sinn. Auch mit der Hoffnung, dass dadurch noch eine andere Entscheidung möglich wird.

Überlegungen über und eine getroffene Entscheidung für einen assistierten Suizid betreffen immer auch das soziale Umfeld. Deshalb bieten wir An- und Zugehörigen sowie unseren Mitarbeiter*innen entsprechende Hilfestellung und Begleitung an.