Dr. Isabelle Allmendinger - Ärztin aus Überzeugung

10.02.2023

Dr. Isabelle Allmendinger macht nicht nur ihren Turnus im St. Josef Krankenhaus Wien, sondern gehört auch der Ordensgemeinschaft der Salvatorianerinnen an.

Dr. Allmendinger hat sich schon früh der Medizin verschrieben. Ursprünglich aus dem Schwarzwald in der Nähe von Stuttgart, wuchs sie als Tochter zweier Mediziner heran, „Meine Eltern waren Ärzte am Land und damit auch als Seelsorger im Einsatz. Sie haben ihre Patientinnen und Patienten ganzheitlich begleitet – das hat mich schon immer angezogen,“ erklärt sie. Nach ihrem Medizinstudium und einer Zeit als praktizierende Ärztin, trat sie dem Orden der Salvatorianerinnen bei. Wir haben mit ihr über das Zusammenspiel aus Beruf und Berufung gesprochen:

Seit wann sind Sie Ordensfrau bei den Salvatorianerinnen?
2019 bin ich in die Gemeinschaft eingetreten und 2020 nach Wien gekommen. Im Februar werden es vier Jahre. Seit Anfang Dezember mache ich nun auch meinen Turnus hier im 
St. Josef Krankenhaus Wien, aktuell auf der Anästhesie und anschließend auf der Gynäkologie. Eingeteilt bin ich derzeit im OP und in der Ambulanz.
 
Warum haben Sie sich genau für die Salvatorianerinnen entschieden?
Die Salvatorianerinnen strahlen Lebendigkeit und Freude aus. Heilung und Verkündigung stehen im Mittelpunkt des Ordens und das ist genau das, was auch ich leben möchte. Die Schwestern stehen mitten im Leben, sie packen mit an und sind eine lebendige Gemeinschaft. Da passe ich auch als Ärztin gut rein. Und außerdem… feiern sie gerne. (lacht)

Wie haben Sie den Orden kennengelernt?
Ich habe in einem Projekt für junge Erwachsene in Deutschland gearbeitet und dort 
Sr. Melanie Wolfers kennengelernt… bei einem Gin Tonic. (lacht) Da habe ich schnell gemerkt – bei den Salvatorianerinnen passe ich rein, da gibt es eine Offenheit dafür, was ich als Person mitbringen möchte. Außerdem werden auch den „Jungen“ viele Aufgaben anvertraut. Das finde ich toll.

Welcher Berufswunsch war zuerst da: Ärztin oder Ordensfrau?
Das lässt sich nicht so einfach trennen. Wichtig ist hierbei im Hinterkopf zu haben, dass ich weder bei den Salvatorianerinnen arbeite, noch, dass das Ordensleben mein Beruf ist. Das Ordensleben ist vielmehr eine Lebensform, wie die Ehe. Mit meinen Mitschwestern teile ich mein Leben, meinen Glauben und wir haben eine gemeinsame Vision, für die wir uns einsetzen. Mein Beruf ist Ärztin, meine Berufung ist es, als Ordensfrau meinen Glauben zu leben.

Was fasziniert Sie an den beiden Richtungen Medizin und Religion?
Der Glaube prägt mein Leben, das findet auch in der Weise, wie ich als Ärztin arbeite, einen Ausdruck. Das, was ich als Ärztin erlebe, prägt wiederum mein Glaubens- und Gebetsleben. So mancher Patient bzw. manche Patientin hat es schon in mein Gebet geschafft. 

Wie lassen sich Glaube und Medizin miteinander verbinden?
Ich habe in der Zeit vor meinem Eintritt in den Orden schon als Ärztin gearbeitet. Dabei habe ich früh gemerkt, dass ich noch mehr als das bin. Es brauchte für mich noch eine andere Form, um den Beruf gut leben zu können. Der Glaube gibt mir Kraft, und ich will mein Leben in Gemeinschaft verbringen. So kann ich meinen Beruf als Ärztin auch zufriedener ausleben.

Gibt es gewisse Punkte Ihrer Tätigkeit als Ordensfrau, von denen Sie im Alltag als Ärztin profitieren? Und umgekehrt?
Menschen zu begleiten steht für mich über allem, und das funktioniert so ganzheitlicher. Der Schwerpunkt von uns Salvatorianerinnen ist Heilung und Verkündigung, die Liebe ist Zentrum des Glaubens, das will ich auch andere spüren lassen.
Ein Beispiel von heute Morgen: Es gab eine Not-Sectio, also einen Notkaiserschnitt. Dabei gibt es natürlich Medikamente gegen die Schmerzen, aber die Hand der Patientin zu halten, ist zusätzlich noch eine andere Form der Nähe und hilft oft sehr. Es ist einfach so: Durch meinen Glauben empfinde ich mich selbst als geliebt und möchte auch anderen diese Liebe weitergeben.

Was ist die größte Herausforderung in der Vereinbarkeit von Ihrem Beruf und Ihrer Berufung?
Definitiv der Zeitfaktor. Das Ordensleben und mein Ärztinnen-Dasein unter einen Hut zu bekommen ist nicht immer leicht. Das geistliche Leben beinhaltet auch Zeiten der Stille und des Gebets. Mit 24-Stunden-Diensten ist das allerdings schwer zu vereinbaren.
Ich muss Momente im Alltag finden, wo ich mich erinnere, inne zu halten und mir bewusst werde, was ich leben möchte. Man muss sich „Zeitmulden“ schaffen und kurze, ruhige Momente wahrnehmen.

Wie reagieren die Leute, wenn Sie erzählen, dass Sie Ordensfrau und Medizinerin sind?
Es gibt fast immer eine Reaktion. Viele sind erstaunt und wollen Fragen stellen. Sie finden es faszinierend, irritierend und sind auch berührt davon. Für manche ist es auch ein Grund zur Hoffnung, dass ich in diesem Beruf an etwas Größeres glaube. Es gibt einfach einen tieferen Grund, aus dem heraus ich lebe. Die Leute sind überrascht, heutzutage eine junge Frau zu erleben, die ihr Leben auf Gott aufbaut.

Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft?
Ich bin eigentlich ganz zufrieden mit dem, wie es gerade läuft. Wenn ich im Sommer 2024 meinen Turnus fertig habe, wird es vielleicht etwas einfacher, die Begleitung von jungen Erwachsenen und die Medizin unter einen Hut zu bekommen. Darauf freue ich mich schon. Bisher geht das mit der seelsorgerlichen Begleitung und Kursarbeit bei IMpulsLEBEN* nur in der Freizeit und mit den Urlaubstagen.

Dr. Isabelle Allmendinger ist noch bis Ende Mai 2023 bei uns im St. Josef Krankenhaus Wien und wechselt dann für drei Monate auf die Orthopädie der Barmherzigen Schwestern nach Linz.

Wir wünschen ihr für ihre berufliche und spirituelle Zukunft alles Gute und freuen uns, dass sie ein Teil unseres Teams und der Salvatorianerinnen ist.

* IMpulsLEBEN ist ein Projekt der Salvatorianerinnen. Es ist ein überkonfessionelles Angebot für (junge) Menschen, die nach einem „Mehr“ an Leben suchen und offen sind für christliche Spiritualität. Details unter www.impulsleben.at.